Poller Maigeloog ab 1993
Auf der Mitgliederversammlung
1992 des Bürgervereins Poll stellte Marc Kubella den Antrag (Protokoll?!) in
Poll eine alte Tradition wiederaufleben zu lassen und auf dem neuen Marktplatz
einen Maibaum aufzustellen. Da der Bürgerverein infolge „Arbeitsüberlastung“
zögerte, sagte Heinz Faßbender, Inhaber der Poller Filiale der Fa. Reifen Kempen
(heute Premio), spontan die Bezahlung des Maibaums zu, wenn ein anderer
Organisation und Transport übernehme. Als dann ausgiebig über Schwierigkeiten
und Für und Wider diskutiert wurde, mischte sich etwas vorlaut Hans Burgwinkel -
bereits in vielerlei Dingen in Poll aktiv- ein und meinte, der Bürgerverein
solle das doch einfach mal angehen, dies könne doch nicht so schwierig sein.
Prompt sagte (leicht gereizt?) der Vorsitzende des Bürgervereins, Friedhelm
Droop („Bürgermeister Tuppes“): „Dann mach et doch selver!“ Bereits während der
Sitzung erklärten der Vorsitzende der Elternpflegschaft der GGS R. Nothhelfer,
und weitere Helfer insbesondere Manfred und Eva Nonn, ihre Unterstützung.
So entstand das Maigeloog von
1993.
Erst sollte nur bei einem
Fäßchen Bier der Baum aufgestellt werden, das erschien jedoch ein wenig zu
banal.
Durch einen Zufall wurde H. Burgwinkel dann noch auf das Buch des Lehrer Simons
aufmerksam, der 1913 einen alten Poller Maibrauch beschrieben hatte. Er übernahm
dann hiervon im Laufe der Jahre immer mehr Ideen.
Hieraus bildete sich das heutige Maigeloog, das 1997 mit einer
mehrhundertjährigen Tradition brach und eine Frau, Eva Nonn, als „Juffer“ (alte
oder ehemalige Jungfrau?) aufnahm; ebenfalls neu dabei die „Jungendiener“:
„Reihmeister“ Hans Burgwinkel; „Technischer Direktor/Vize Reihmeister“ Manfred
Nonn; Baummeister/Zugführer“ Steffen Burkhardt/Reinhard Peeters; „Techn.
Vizedirektor“ Leo Adolf; Gastmeister“ Manfred Holland; „Fahrmeister“,
Heinz-Georg Kleinschmidt, „Platz (Hirsch) meister“ Lothar Best; „Jubelmeister“
Thomas Hasenberg und „Juffer“ Eva Nonn; Anwärter: Sicherheitsmeister Kasi
Körner, Jungendiener Björn Nonn und Dennis J. Burgwinkel.
Außerdem gab es im KStA v.
20/21 Mai 1993 einen bösen Leserbrief von „emanzipierten“ Frauen („In den
Niederungen deutscher Stammtische - Frauenverachtende Volksbräuche aus der
mittelalterlichen Mottenkiste - Dümmlichkeit, Vorsatz, Sexuelle
Verfügungsgewalt... zum Kavaliersrecht erhoben - lüsterner Jüngling - an den
Pranger gestellt ... lächerlich gemacht“ )
Heute präsentiert sich das Poller Maispill - finanziert durch die Firma Reifen
Faßbender/ Premio - mit Baumschlagen in der Wahner Heide, dem Maizug, dem
Maispiel vor dem Alt-Poller Bierhaus incl. Stärkung der Fischer und Baumträger,
Fischerzug, Fischübergabe und Eselstritt, sowie dem Maifest auf dem Marktplatz
mit über 2.500 Besuchern und der Baumniederlegung mit entsprechenden Scherzen
Ende Mai.
1998 soll die traditionelle Figur des „Feldgendarms“ wieder belebt werden,
ebenso soll an die Tradition der Maiwache mit einem nächtlichen Lagerfeuer
angeknüpft werden.
Aprilscherze
Zum 1. April veranstaltet das Poller Maigeloog mehr oder minder ernst gemeinte Aprilscherze, wobei nie sicher ist, was wahr oder falsch ist…
Knickampel
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Maifischen im Rhein – (Wahr oder unwahr?) 27.03.1998
Das Poller Maigeloog, ein Kölner
Maiverein mit einer über 330-jährigen Tradition, will in Zusammenarbeit mit
einer über 1000-jährigen Fischereibruderschaft wieder den berühmten Poller
Maifisch im Rhein mit Nachen und Netzen zu fangen.
Nach einem Bericht des Fischereiexperten Peter Bröhl zog früher in der Zeit vom
20. April bis 20. Mai der in Köln und im Kölner Umland sehr begehrte Poller
Maifisch rheinaufwärts zum Laichen in stille Buchten. Der 2-6 Pfund schwere
Maifisch, (gall-lat),, Alosa Alosa oder auch Alse genannt, ist ein bis 60 cm
langer Heringsfisch im westl. Mittelmeer und in den atlantischen Küstengewässern
Westeuropas. Als Maifisch wird auch oft neben dem Perlfisch die Finte
mundartlich „Finke“ bezeichnet, die in Poll aber mehr im Juni gefangen wurde.
Nach Aufzeichnungen des Lehrer Simons bildeten die Poller Fischer dann zwei
Gesellschaften, die „Berg-„ und die „Zeiegezau“, die mit einem 200m langen und
2m breiten Schleppnetz und Nachen auf Fang gingen. Nach „Kapp ab zum Gebet“ und
einem Vater Unser beginnt mit „In Gottes Namen“ der Fang mit bis zum Teil noch
heute praktizierten Techniken.
Diese Techniken sind u.a. noch erhalten in der 987 gegründeten
Fischereibruderschaft Bergheim. Dies ist bis heute eine geschlossene Zunft, in
der das Fischereirecht nur von den Vätern auf die Söhne vererbt werden kann,
wenn diese ihre „Gerechtigkeit tun“. Versuche diese Geschlossenheit zu
durchbrechen, waren bisher erfolglos.
Die Bruderschaft betreibt in Bergheim ein kleines Fischereimuseum, das jeden
ersten Sonntag des Monats von 14.30 Uhr – 18.00 Uhr geöffnet ist. Mehrere
zehntausend Besucher aus aller Welt haben sich dort bislang sachkundig
informiert.
Auch das Poller Maigeloog wurde hierauf aufmerksam und führt zur Zeit intensive
Gespräche, um den Maifischfang am Rhein am Sonntag, dem 26.04.1998 zu
realisieren. Hierzu gehören auch Tests am Poller Rheinufer, um örtliche
Gegebenheiten und Fähigkeiten von Pollern zu beurteilen, die unter Anleitung
eines der letzten Fischer am Rhein beim Maifischfang u. U. eine „fast
übermenschliche Kraftanstrengung“ vollbringen müssen.
Josef Boss, Vorstandsmitglied der Fischereibruderschaft und Heinrich Mertens,
früher Berufsrheinfischer und jetzt Rheinfischer im Nebenerwerb, übten bereits
am Samstag 28.03.1998 mit Mitgliedern des Poller Maigeloogs Netzwurf und
Zusammenlegen der wertvollen Netze. Leider wurde hierbei kein Fisch gefangen
aber der Kummer im Alt-Poller Bierhaus ertränkt. Weitere Übungen und Gespräche
sollen folgen.
Das jetzige Poller Maigeloog wurde 1992 von „Reihmeister“ Hans Burgwinkel
aufgrund einer mehr als 330-jährigen Tradition wieder belebt und führt seit
dieser Zeit am 1. Mai das traditionelle Maifest auf dem Poller Marktplatz mit
über 2.000 Besuchern durch. Burgwinkel will zum Fang auch die beiden letzten
noch erhaltenen originalen Poller Fischernetze zur Verfügung stellen, die in
seinem Haus zur Dekoration hängen.
Er hat sie geerbt von seinem verstorbenen Großvater, dem „Panne-Schäng“, einem
Poller Original, das als findiger Handwerker, Fischer und Schlitzohr bekannt
war.
Das Maifest entstand aus der Fischertradition Polls: „Von der Tränke zu Poll bis
an die Deutzer Pfarrkirche besaß das Erzstift Köln die Fischgerechtsame, d.h.
die Fischrechte. Hier fischten hauptsächlich die Poller Fischer. Der Fang von
Maifischen, einer Heringsart, war jahrelang so reichlich, dass die Frauen der
Fischer nach Köln und in die umliegenden Dörfer zogen und die Fische verkauften.
Sie transportierten sie in Roll- oder Handwagen, die mit Bütten voller Fisch
beladen waren, und ihren bekannten Ruf „Fresche Maifesch, Poller Maifesch“ hörte
man von weitem“. Ruth Großgarten berichtet über die Ursprünge des Maifestes:„Zum
Fischfang kamen dann in den ersten Maitagen die Leute aus der Stadt und den
umliegenden Ortschaften, um die Fische gleich frisch vom Fang zu erstehen. Und
wenn damals hierzulande viele Leute zusammenkamen, noch dazu nach langer,
dunkler Winterzeit, dann waren sie fröhlich und feierten. Sie feierten alles,
was ihnen Freude bereitete: das Wiedersehen, den guten Fischfang, die länger
werdenden Tage und nicht zuletzt die alljährlich heranwachsenden jungen Mädchen“
Zur Zeit wird auch noch eine Jungfrau gesucht, die einer alten Bergheimer
Tradition zufolge, auf dem ersten Fischerkahn sitzend, einen guten Fang
garantieren soll.
(spätere Anmerkung => Mehr wahr als unwahr)